Geschwindigkeit ist kein Erfolgsgarant
Wie unüberlegte Schnellschüsse menschliche und organisatorische Schäden verursachen.
Unruhe in der Organisation: Gerüchte besagen, dass Mitarbeitende über 60 nicht mehr gefördert, sondern auf ihre Pensionierung vorbereitet werden. Kurz darauf folgen Einladungen zum Strategie-Workshop – niemand über 60 ist im Verteiler. Gleichzeitig lautet das Jahresthema: «Diversity». Ein aktuelles Beispiel, wie unüberlegte Schnellschüsse menschliche und organisatorische Schäden verursachen.
Damit wir mit dem Turbo nicht an die Wand fahren, sondern sicher auf die Überholspur kommen, einige Gedanken:
Diversität
Die Aufgabe der Führung ist es, Menschen mit unterschiedlichen Stärken und Perspektiven so zusammenzubringen, dass sie optimal zum Organisationszweck beitragen. Das setzt eine gewisse Heterogenität innerhalb eines Teams voraus: Denn ohne unterschiedliche Denkweisen gibt es keinen Perspektivenwechsel und - kein Lernen.
Praxistipp
Als Richtwert sollte das Durchschnittsalter der Mitarbeitenden etwa dem der erwerbstätigen Bevölkerung entsprechen – in der Schweiz sind das rund 42 Jahre (Quelle: Bundesamt für Statistik).
Gerüchte
In der Praxis zeigt sich oft, dass Ideen auf Führungsebene vorschnell umgesetzt oder kommuniziert werden – ohne die Folgen zu bedenken. Wie in dem konkreten Praxisfall. Gerüchte entstehen und können erheblichen Schaden anrichten, beispielsweise durch die wertvolle Arbeitszeit, die in Diskussionen statt produktiver Arbeit verloren geht.
Praxistipp
Werden mehr als drei Personen informiert, besteht das Risiko, dass Inhalte unkontrolliert kursieren. Deshalb: Erst Fakten checken, Szenarien durchdenken, dann kommunizieren.
Geschwindigkeit
Die erwähnte Organisation hat einen Altersdurchschnitt von 48 Jahren. Viele langjährige Mitarbeitende, die sich stark mit der Organisation identifizieren, haben in den letzten Jahren massgeblich zum Erfolg beigetragen. Erfahrung und Loyalität sind wertvoll – ein Generationenwechsel muss mit Bedacht erfolgen. Wer mit dem Turbo losprescht, riskiert Widerstand, innere Kündigungen und unproduktive Stunden.
Praxistipp
Langjährige Mitarbeitende als Mentoren nutzen, von ihrem Netzwerk und ihrem Qualitätsstandard profitieren – so entsteht eine wertschätzende Unternehmenskultur. Ein entscheidender Erfolgsfaktor, gerade im Fachkräftemangel.
Februar 2025
Text: Bettina Freihofer
Bild: Adobe Stock